BURGKUNSTADT/Oberfranken

Gründung: 1623 – Fläche: 14450 qm

Mit seiner Fläche von 141/2 ha gehört der Gute Ort in Burgkunstadt zu den zehn größten geschlossenen jüdischen Friedhöfen in Bayern. Ungefähr einen Kilometer nördlich der Stadt, links von der Straße nach Ebnath, führt ein Feldweg direkt am Waldrand zum Friedhofseingang. Ein kunstvolles schmiedeeisernes Tor ist von einem massiven steinernen Rundbogen umgeben. Links vom Eingang steht das Taharahaus, wie die gesamte Einfriedungsmauer aus Sandsteinquader. Gleich daneben befindet sich ein abgedeckter Brunnen, der das Wasser für Tahara lieferte. Die Mazzewot stehen erkennbar in drei Feldern. Im nördlichen und nordwestlichen Teil stehen die ältesten Grabsteine aus Sandstein, aus der Zeit um 1700. Rechts vom Eingang stehen die Grabsteine aus der Zeit nach 1800. Die jüngeren, nach 1900, stehen links vom Eingang und sind u.a. aus Granit, Kalk- und Kunststein.
1) Juden waren bereits lange vor der Gründung Beth Olam in Burgkunstadt. So hörte man bereits, dass dort Juden unter den Verfolgungen Rindfleischs (Edelmann in Röttingen, der zum Anführer einer der blutigsten Judenverfolgungen in Deutschland wurde) zu leiden hatte.

Bis zum Edikt von 1813 lebten die Juden von Burgkunstadt ausnahmslos in der Unterstadt als ritterschaftliche und ab 1695 auch als bischöfliche Schutzjuden.2) Die Gemeinde verfügte neben dem im Jahre 1679 erweiterten Guten Ort, der auch von den Gemeinden Maineck, Friesen, Redwitz, Altenkunstadt und bis 1787 ebenso von der Bayreuther Gemeinde benutzt wurde, über eine Synagoge, sowie eine Chewra Kaddischa für Männer (ab 1955 auch für Frauen). 1679 baute man neben der Synagoge ein Gemeindehaus. Mitte des 18. Jahrhunderts errichtete die Kehille eine neue Synagoge. Zwischen 1835 und 1843 war Leopold Stein s.A. der Rabbiner der Kehille. 1844 folgte er dem Ruf nach Frankfurt, wo er 1845 zum Vorsitzenden der zweiten Rabbinerversammlung gewählt wurde.3) Bekannt wurde er als Sprecher der reformistischen religiösen Bewegung in Deutschland. 1852 gründete sich in der Stadt eine jüdische Elementarschule, dessen Lehrer in den Jahren 1864-1912 Jona Löbenstein s.A. war. 1936 unterstand die Gemeinde dem Bezirksrabbinat Bamberg. 1937 wurde der Beth Olam geschändet. Während der Pogromnacht 1938 wurde die Synagoge zerstört. Auch nach dem Naziterror kam der Gute Ort nicht zur Ruhe. 1973 hausten Vandalen auf dem jüdischen Friedhof Burgkunstadt und warfen ca. 600 Grabsteine um. Der Landesverband der IKG in Bayern sorgte dafür, dass der Friedhof wieder in einen würdigen Zustand versetzt wurde. In der Taharahauswand am Eingang des Guten Ortes ist eine Steinplatte mit folgendem Segensspruch eingemauert:)

1) K.Dill: Jüdische Friedhöfe in Oberfranken
2+3) H. Pfreundner, Gym. Burgkunstadt, Beilage zum Jahresbericht 1988/89

Eingangstor zum Friedhof Burgkunstadt

Gelobt seist Du unser G’tt, König der Welt der Euch gezeugt hat nach dem Gesetz und Euch ernährt und erhalten hat nach dem Gesetz und Euch zu sich berufen hat nach dem Gesetz und Er weiß die Zahl von Euch und er wird Euch in der Zukunft auferstehen lassen nach dem Gesetz Gelobt seist Du G’tt, der die Toten auferstehen lässt.