FÜRTH/Mittelfranken

Gründung: 1607 – Fläche: 20040 qm

Der alte jüdische Friedhof Fürth befindet sich in der Stadtmitte und ist von einer großen Mauer aus Sandsteinquader umgeben (saniert im Jahre 1993). Der Eingang besteht aus einem grossen zweiflügeligen, schmiedeeisernen Tor. Rechts neben dem Eingang befindet sich das Grab des Fürther Ehrenbürgers Dr. Wilhelm Königswarter (1809-1878). Diesem großen Wohltäter verdankt die Stadt reiche Stiftungen sozialer und kultureller Art. Massive Platten, zu einem breiten Fußweg zusammengefügt, führen an den Mazzewot mit den vielen berühmten Namen vorbei wie z.B. den Landesrabbinern Bermann Fraenkel (gest. 1708), Baruch Rapaport (1746), David Strauss (1762) s.A. und viele mehr.

Der 1607 gegründete Beth Olam wurde bis Ende des 18. Jahrhunderts sechs Mal erweitert. Anfangs wurde er auch von den Bamberger und Ansbacher Juden benutzt. Der Aufstieg und die Blüte der Fürther Gemeinde verdankt sie der Epoche, in welcher die Juden aus Nürnberg vertrieben wurden (Anfang 16.Jh.).1) Die Juden in Fürth besaßen Privilegien, die im 17. und 18. Jahrhundert in anderen Teilen Bayerns unbekannt waren, wie das Niederlassungsrecht, das aktive und passive Wahlrecht, eigene Bearbeitung in allen Zivilrechtssachen zwischen Juden etc.2) Die älteste Synagoge in Fürth war die 1617 erbaute ALTSCHUL, die in den Jahren 1692 und 1831 renoviert wurde. Ende des 17. Jahrhunderts hatte die Gemeinde bereits fünf Synagogen, ein jüdisches Krankenhaus (gegründet 1653), die Chewra Kedoscha schel Mohalim (1698), die 1697 eröffnete Jeschiwa Talmud-Tora sowie ein Taharahaus.

Ganz besonders wurde für die weithin bekannte Talmudhochschule gesorgt, und Gelehrte von Rang machten sich eine Ehre daraus, das Oberrabbinat der Gemeinde zu erhalten, mit dem die Leitung der Jeschiwa verbunden war.3) Ende des 18. Jahrhunderts und im 19. Jahrhundert hatten sich viele weitere soziale Einrichtungen etabliert: das erste jüdische Waisenhaus in Deutschland (1763), der Aussteuerverein für jüdische Mädchen (1765), der Verein für die Verteilung von Heizmaterial an Bedürftige (1789), zwei Heilige Bruderschaften, die Vereinigung der Tora-Freunde sowie der Krankenunterstützungsverein Bikkur Cholim. Die hier genannten sozialen Einrichtungen sind nur eine kleine Auswahl, zeigen jedoch das große Engagement dieser historisch so wichtigen Kehilla.
Viele starke Persönlichkeiten prägten durch ihren Einfluß und erzieherische Aktivität die Gemeinde, so von 1831-1873 der Haupt- und Bezirksrabbiner Dr. Itzchak Loewi oder der Direktor des Waisenhauses und Lehrer der jüdischen Realschule Rabbiner Dr. Deutsch, um nur zwei zu nennen.

Zijjun des Mitbegründers der israelischen Bürgerschule Fürth und Kuratoriumsmitglied Seckel Zimmer, seiner Frau und einer Nichte s.A. auf dem alten Friedhof in Fürth

Im Jahre 1928 wurde der nunmehr alte Friedhof in Fürth – 1880 war die Einweihung des neuen Beth Olam – geschändet; dies geschah erneut im Jahre 1938 (Grabsteine wurden umgeworfen und das Taharahaus zerstört). Während des Naziterrors wurden viele Mazzewot an Steinmetze als „Rohmaterial“ verkauft. Auf einem Teil des Geländes des guten Ortes wurde von der Feuerwehr ein Wasserreservoir eingerichtet. Nach dem Krieg konnten einige Dutzend Grabsteine gefunden und wieder auf den Friedhof zurückgebracht werden.

1-3) Stefan Schwarz, Juden in Bayern im Wandel der Zeiten