GUNZENHAUSEN/Mittelfranken

Gründung: 1875 – Fläche: 3271 qm

Der Friedhof befindet sich mitten in der Stadt Gunzenhausen, in der Leonhardsruhstraße. Eingefriedet ist er mit einer massiven Bruchsteinmauer. Links neben dem Eingang (großes zweiflügeliges, schmiedeeisernes Tor), integriert in die Einfriedung, steht ein großes Taharahaus, das nach dem
2. Weltkrieg für die Pflegerin des Guten Ortes zur Wohnung umgebaut wurde. Eine mitten auf dem Friedhofsgelände stehende Mauer weist daraufhin, dass der Gute Ort von der einstigen jüdischen Gemeinde erweitert wurde. Erwähnt sind Juden in Gunzenhausen bereits im
13. Jahrhundert. Zunächst unter den „Rindfleischpogromen“ leidend, wurden sie erneut in den Jahren des „schwarzen Todes“ vernichtet. (Man gab den Juden die Schuld an der Pest.)Während des
15. und 16. Jahrhunderts ist über Juden in Gunzenhausen wenig bekannt.

Friedhof Gunzenhausen

In der folgenden Zeit spielte die dortige jüdische Gemeinde eine wichtige Rolle in der „Landjudenschaft“, einer Organisationsform der Landjuden, die im später 16. und frühen 17. Jahrhundert gegründet wurde. Sie sollte zunehmender Zerstreuung und drohender Vereinzelung begegnen.1) Innerhalb dieser Periode war Gunzenhausen auch Sitz eines „Hochmeisters“ (Titel für ein religiöses Oberhaupt der Gemeinde.

2)Die verstorbenen der Kehilla wurden zum Guten Ort nach Bechhofen gebracht, wie die Mazzewa des David Brendel sel.A. aus dem Jahre 1607 zeigt. Im 18. Jahrhundert wuchs und entwickelte sich die jüdische Gemeinde, 55 Familien lebten in der Stadt,3) darunter die Landesvorsitzenden Löb Amson und folgend Samson Hirsch, wie auch der Landesrabbiner und (….) (Richter) Jacov ben Samuel Steinhard (1752-94). 1827 eröffnete die Kehilla eine Grundschule für 36 Kinder (ein extra Schulgebäude hierfür gab es ab 1884). Der amtierende und zugleich letzte Rabbiner von Gunzenhausen, Avraham Boeheim, gründete auch eine kleine Jeschiwa. Weiter verfügte die Kehilla über eine 1883 neu erbaute Synagoge, ein Gemeindehaus, eine Mikwe sowie verschiedene soziale Einrichtungen wie den Wohltätigkeitsverein (…….), Chewra Kaddischa für Frauen und Männer, einen Brautfonds, die Rosenausche Stipendienstiftung zur Unterstützung von (….) Schülern (Talmud Thora). Außerdem waren am Ort Gruppen der Zionistischen Vereinigung, die Agudat Jisrael (Vereinigung orthodoxer Juden), der C.V. (Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens) und ein jüdischer Jugendverein. Im Jahre 1875 erwarb die Gemeinde ihren eigenen Friedhof. Für 3017 Gulden ließ sie die Umfassungsmauer und das Taharahaus bauen.

In Anwesenheit des Ansbacher Distriktrabbiners fand am 26. August 1875 die Gründungsfeier statt. Die erste Lewaja war die des Kindes Hugo Eichbaum sel.A. am 3. Oktober 1875. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Gute Ort erweitert. In den dreißiger Jahren unseres Jahrhunderts müssten auf dem Friedhof zwischen 400 und 500 Grabsteine gestanden haben. Doch wurde der Gute Ort schrecklich geschändet. Die Grabsteine wurden entwendet, abgeschliffen und verkauft oder als Bau- und Pflastersteine profaniert. Die Friedhofsfläche wurde planiert, damit nichts zurückbleibe. Nach dem Krieg wurden 41 Mazzewot gefunden und auf den Friedhof zurückgebracht, wo man sie wahllos aufstellte. Neben diesen Mazzewot steht ein 1948 errichteter Gedenkstein für die Opfer des Faschismus.

1) Neues Lexikon des Judentum
2) Jüdisches Lexikon
3) Museum of the Jewish Diaspora