HÖRSTEIN/Stadt Alzenau Unterfranken

Gründung: 1812 – Fläche: 1980 qm

Der Gute Ort, unweit des Ortsteils Hörstein, inmitten von Wiesen und Feldern in der Mainebene gelegen, ist von einer stabilen Bruchsteinmauer umgeben. Links vom Eingang, einem kleinen eisernen Tor, befinden sich die etwa ab der Jahrhundertwende belegten Grabstätten. Im unteren Teil des Beth Olam sind die älteren Gräber und rechts vom Eingang die kleinen Mazzewot der Kindergräber zu finden. Die zeitlichen Unterschiede der Lewajies sind auch an den verschiedenen Steinqualitäten sichtbar. Während im älteren Teil hauptsächlich Buntsandsteine stehen, dominiert im neueren Teil Granit. Aus dem Grundbuch ist ersichtlich, dass sich bei der Anlegung des Guten Ortes die Israelitischen Kultusgemeinden Hörstein und Alzenau/Wasserlos zusammengetan haben. In Hörstein waren Juden ab Mitte des 18. Jahrhunderts ansässig.

1817 baute die Kehille eine Synagoge (renoviert im Jahre 1909) . Die Alzenauer Juden taten es ihnen im Jahre 1826 nach. Sie bauten eine Synagoge mit Schulzimmern und Nebenräumen und einer Mikwe. Den Schuldienst versah der Hörsteiner Lehrer Pferdreiter bis der Klingenberger Lehrer Heymann Fuchs dies übernahm.

Für seine 150 Gulden Entlohnung musste er neben der Lehrtätitkeit, die G’ttesdienste an 52 Samstagen, 13 Feiertagen und acht Halbfeiertagen halten. 1) Desweiteren waren in der Gemeinde je eine Chewra Kaddischa für Männer und Frauen tätig, wie auch der Wohltätigkeitsverein Gemilut Chesed, der sich 1830 gründete. In diesem Jahr nennt die Statistik für Alzenau 58 Juden bei 1010 Einwohnern. 2)Unter dem Datum vom 18. Juni 1887 gab sich die Hörsteiner Kehille eine Synagogenordnung. Die verschiedenen Punkte behandelten u.a. das Verbot von Störungen des G’ttesdienstes, die Pflicht, während des Gebets für den König aufzustehen, sowie das Recht des Vorstandes, Zuwiderhandlungen mit Bußgeld zu ahnden. Punkt 3 dieser Ordnung lautete:
„Vom Ausheben der Thora an bis nach der Zurückbringung derselben in die Lade, darf Niemand die Synagoge verlassen.“3) Im Gegensatz zu den meisten kleineren jüdischen Gemeinden in Bayern, bei denen im 19. Jahrhundert die Zahl der Juden geringer wurde, blieb diese in Hörstein stabil und nahm in den Jahren 1867-80 sogar zu, auf zwölf Prozent der Einwohnerschaft. Noch im ersten Viertel unseres Jahrhunderts waren in Hörstein 120 jüdische Bürger. Betreut wurden sie vom Distrikt-Rabbinat in Aschaffenburg.

In der jüdischen Grundschule lehrte bis zum Jahre 1926 Israel Wahler. Bereits kurz nach der Machtergreifung der Nazis im Jahre 1933 waren in Hörstein antisemitische Aktionen zu verzeichnen. Im Bericht der Gendarmeriestation Dettingen ist die Misshandlung dreier Hörsteiner Juden durch SS-Leute festgehalten. 1936 war die Synagoge das Ziel von Ausschreitungen wie auch der Gute Ort, wo 100 Grabsteine umgeworfen wurden.

1/3) Skizzen zur Geschichte der Juden in Alzenau, Wasserlos und Hörstein;Hrsg. Stadt Alzenau
2) Main-Echo v. 5.11.88

Friedhof Hörstein

Hier ist begraben Fromet Mannheimer aus Wasserlos gestorben den 2.Tewet 666 nach der kl.Zählung (=5666/1905) Möge ihre Seele eingebunden sein im Bund des ewigen Lebens
(frei übersetzt)