KRIEGSHABER/Schwaben

Gegründet: 1627 – Fläche: 9401 qm

Vor dem letzten Krieg war in Kriegshaber – heute ein Stadtteil von Augsburg – eine selbständige israelitische Kultusgemeinde, zu welcher der mitten in einem amerikanischen Wohngebiet (Center Village) liegende jüdische Friedhof in Kriegshaber gehörte. Dieser von einer stabilen großen Steinmauer umgebene Friedhof ist zu drei Viertel mit Grabstätten belegt und zeigt drei Abschnitte:
a) Vom Eingang aus auf der linken Seite einen ganz alten Teil, dessen uralte Grabsteine schon zum größten Teil in der Erde versunken sind,
b) ein Feld mit alten und neueren Grabsteinen,
c) rechts vom Eingang der jüngere Teil. Gegenüber dem schmiedeeisernen Eingangstor in der Mitte des guten Ortes steht ein zweistöckiges Haus, das vom Pfleger bewohnt ist. Über der Türe des Hauses ist eine Tafel eingemauert mit folgender Aufschrift: (Hebräisch, frei übersetzt): „Du gehst zum Ende und ruhst aus und Du wirst vor Deinem Schicksal stehen dem Ende Deiner Tage“, darunter in Deutsch: „1636 wurde dieser Friedhof eröffnet. 1802 – Der leidenden Menschheit jüdischer Nation dieses Haus erbauet u. gewid. von Pfersee, Steppach und Kriegshaber, 1871 – Die Umfassungsmauer neu aufgeführt“. Links vom Friedhofseingang befindet sich eine Gedenkstelle, welche nach 1945 aus den umliegenden und zerstörten Grabsteinen zum Gedenken an die KZ-Opfer errichtet wurde.

Der Anfang des 17. Jahrhunderts gegründete Friedhof wurde 1695 und 1722 erweitert. Seit 1826 war eine Chewra Kaddischa in der Kehilla tätig. 1725 baute die Gemeinde eine Synagoge die wiederum Anfang des 19. Jahrhunderts erneuert wurde. 1780 wurde Pinchas ben David Skutsch zum Rabbi ernannt, der später zum Bezirksrabbiner aufstieg. Durch gemeinsame Anstrengungen der drei jüdischen Gemeinden Kriegshaber, Pfersee und Steppach entstand 1825 die Einfriedungsmauer für den Beth Olam.
Während der Jahre waren bekannte und erfolgreiche Geschäftsleute Mitglieder der orthodoxen jüdischen Gemeinde. Angefangen von Abraham Mändle (seit 1755 Hoffaktor beim Kurfürst Max Josef) über den international tätigen Kaufmann Amschel Isaak Goldschmiedt (Ende 18. Jh.) bis Benno Lippschötz (1812-74) – der Kriegshaber eine Stiftung für soziale und pädagogische Ziele machte – und der berühmten Rosshändlerfamilie Einstein. Ludwig Einstein war viele Jahre Vorstand der Kultusgemeinde, die am Anfang des 20. Jahrhunderts immer kleiner wurde und letztendlich in der Israelitischen Kultusgemeinde Augsburg aufging.1)

1) Gernot Römer: Schwäbische Juden

Friedhof Kriegshaber: Tafel am ehemaligen Taharahaus

Friedhof Kriegshaber: Gedenkstätte für KZ-Opfer