SULZBÜRG/Oberpfalz

Gründung: 14./15. Jahrhundert – Fläche: 3700 qm

Mitten im Ort Sulzbürg zweigt ein kleiner Weg von der Engelgasse ab und führt direkt zum Eingang des Guten Ortes. Ein sehr schönes zweiflügeliges schmiedeeisernes Tor bildet den Zugang. An einer dem Tor entlang verlaufenden Mauer liest man (…..) ISRAELITISCHER FRIEDHOF erweitert 1905“.

Der Beth Olam ist nördlich und südlich von einer Mauer, westlich und östlich von Maschendraht eingefriedet. Das Gelände ist hinter dem Eingang relativ eben, links und rechts davon jedoch sehr steil und hügelig, während es an der vom Tor gegenüberliegenden Seite sehr abfallend ist.
Anhand der Mazzewot kann man drei Grabfelder feststellen, mittig die jüngeren Gräber, an den beiden Seiten alte und sehr alte Gräber. Die Mazzewot bestehen aus dünnen Kalksteinplatten, im alten und im jüngeren Teil hauptsächlich aus Sandstein.

Friedhof Sulzbürg

Der älteste bekannte Mazzewa, datiert von 1647, gehört Rivka, der Tochter des Gemeindeältesten Meir Sulzberger sel.A. Juden sind jedoch bereits in der Zeit der Rindfleisch-Pogrome nach Sulzbürg gekommen. Gegen ein Schutzgeld erhielten zehn Juden vom damaligen Landvogt Heinrich von Dürrwangen die Aufenthaltsgenehmigung. Eine Synagoge wird bereits im Jahre 1371 erwähnt. Ab 1350 standen die Juden unter der Herrschaft des Grafen von Wolfstein, der von ihnen nicht forderte, das „Judenzeichen“ (trichterförmiger spitzer Hut) zu tragen. Für das Adelshaus waren die Juden Lieferanten, Hofverwalter und verantwortlich für die Münze. Unter dem Schutz des Hauses Wolfstein standen die Juden bis Mitte des 18. Jahrhunderts.

1580 beschäftigte Endres vom Hause Wolfenstein den Juden Raw Moshe aus Sulzbürg. Juden waren auch als Verwalter und Lieferanten beim Pfalzgrafen Johann Friedrich, wo sie auch für den Handel mit den böhmischen Juden zuständig waren. Während des Dreißigjährigen Krieges war die jüdische Gemeinde von Sulzbürg fast zerstört worden. Am Ende des Krieges waren nur noch drei Familien dort. Während dieser schweren Jahre war als Rabbiner in Sulzbürg Meir ben Itzchak Halewi tätig. Gebetet wurde im Dachgeschoß einer der sechs Judenhäuser nach Fürther und böhmischer Tradition, bis man sich im Jahre 1707 eine Synagoge baute.

1740 starb der letzte Graf der Wolfensteiner und Sulzbürg fiel an das Kurfürstentum Bayern. Dort durften seit ihrer Vertreibung im Jahre 1555 keine Juden mehr siedeln, und so herrschte unter den Sulzbürger Juden große Angst und Unsicherheit. Die Regierung in Amberg sah in den Juden eine gute Einnahmequelle und verkündete, dass diese als Inländer mit der Ausnahme zu behandeln sind, dass sie einen „Leibzoll“ zu entrichten hatten. Die sich zahlenmäßig wieder erholende Kehilla unterstand dem Rabbinat in Schnaittach. Bis 1823 hatte der amtierende Rabbiner den Ehrentitel (…….) (Lehrer und religiöser Leiter) und unterstand dem (……….) (Vorsteher des Gerichts der heiligen Kehilla Schnaittach). 1756 beschränkte eine neue Verordnung („Regulativum“) die Anzahl der Juden im Ort. Für jeden „Überzähligen“ musste ein „pauschaliertes Schutzgeld“ gezahlt werden. Weitere Beschränkungen für die Juden waren, dass es den Männern nicht erlaubt war früher als mit 26 Jahren zu heiraten und die Frauen nicht jünger als 24 sein durften. Die Bräute mussten von außerhalb der Stadt kommen und eine Aussteuer mitbringen. Jüdinnen aus Sulzbürg mussten zur Heirat den Ort verlassen. Die Autoritäten in Sulzbürg erkannten den Ortsrabbiner nicht an und verhandelten nur mit dem Parnas (Vorsteher) der Kehilla. Dies war im 18. Jahrhundert dreißig Jahre lang Hirsch Süssmann.

Der Parnas war zugleich Richter und konnte in Zivilangelegenheiten innerhalb der Gemeinde Urteile sprechen. Hatte er Geldstrafen ausgesprochen, so kam die Summe zur Hälfte den Armen der Kehilla zugute, während die zweite Hälfte an die „Landeskasse“ abgeführt werden musste. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts amtierte in Sulzbürg Rabbiner Esra Lejb, danach Raw Jakob Levi, Sohn von Ahron Lachl in den Jahren 1762-94 und Raw Ruven Baiersdorf von 1763-1850. 1799 baute die Gemeinde eine neue Synagoge. In dem großen Gebäude standen auch zwei Wohnungen, Klassenzimmer für die Grundschule, ein Saal und Büroräume zur Verfügung. 1820 schlossen sich die am Ort tätigen jüdischen Wohltätigkeitsvereine zu einem „Keren“ (Fonds) zusammen, um bedürftige Jeschiwa-Studenten zu unterstützen. Im gleichen Jahr löste sich die Kehilla vom Rabbinat Schnaittach und gründete ein eigenes, dem sich einige Jahre später die jüdischen Gemeinden von Thalmässing, Regensburg und Neumarkt anschlossen. Geleitet wurde das Rabbinat bis zum Jahre 1850 von Raw Ruven Baiersdorf sel.A., gefolgt von Raw Meir Löwenmayer sel.A. und ab 1895 von Raw Dr. Magnus Weinberg sel.A., einem bekannten Historiker für die Geschichte der Juden in Bayern.

1910 verzog er nach Neumarkt und verlegte 1923 auch das Bezirksrabbinat dorthin, bevor es im Jahre 1931 mit dem zwischenzeitlich selbstständigen Regensburger Rabbinat zusammengeschlossen wurde. Nachdem die jüdische Bevölkerung Sulzbürgs im Jahre 1809 ein Drittel der 587 Bewohner ausmachte, verringerte sich die Anzahl bis auf 11 Juden im Jahre 1938. Im Sterbematrikel der Israelitischen Kultusgemeinde Sulzbürg ist als letzter Eintrag zu lesen, dass am 27. April 1938, in Anwesenheit von Rabbiner Dr. Salomon aus Regensburg, auf dem Guten Ort in Sulzbürg die Lewajia von Johanna Wertheimer sel.A. war, die am 25. April in Regensburg verstarb.