TREUCHTLINGEN/Mittelfranken

Gründung: 1773 – Fläche: 4260 qm

Der jüdische Friedhof in Treuchtlingen liegt heute mitten in einem Wohngebiet der Stadt. Umgeben von einer Einfriedungsmauer aus Jura-Naturstein zieht sich der Gute Ort ca. achtzig Meter entlang der Uhlbergstraße. Der Eingang ist ein großes Eisentor an der Südseite; ein weiteres kleines Türchen ist auf der Ostseite. Die ehemalige jüdische Gemeinde Treuchtlingen gehörte zu de ältesten Deutschlands. Zur Zeit des „Schwarzen Todes“ (Pest im Jahre 1349) hatten auch die Juden der dortigen Kehille als angeblich Schuldige unter grausamen Verfolgungen zu leiden. In den Jahre 1650 bis 1700 war der Repräsentant der Kehille Rabbi Mordechaj ben Moshe s.A.. Anfang des 18. Jahrhunderts war Rabbi Josef Benjamin aus Treuchtlingen einer der Landesrichter. 1730 erbaute man eine neue Synagoge, 1766 gründete sich die Chewra Kaddischa und 1773 erwarb die Gemeinde mit Unterstützung aus Berolzheim und Dittenheim einen Morgen Land für einen eigenen Beth Olam. Bis dahin musste man die (….) nach Pappenheim oder Bechhofen bringen.

Einen besonderen Verdienst dürfen sich mehrere Dittenheimer und hier besonders eine Familie Rosenfelder zuschreiben. Zwei dieser Familien, Abraham ben Nathan s.A. und sein Schwiegersohn Levi ben Schmuel s.A. haben auch das Taharahaus gestiftet. Eine einst in die Westseite dieses Hauses eingemauerte Inschrift lautet: (5) Die punktierten Zahlen des Schlussverses ergeben 533=5533=1773, das Gründungsjahr des Beth Olam und Stiftungsjahr des Taharahauses. Fertiggestellt scheint das Taharahaus erst im Jahre 1779 worden zu sein. Die eingravierte Zahl findet sich auf dem heute noch existierenden Haus neben dem Friedhof. Es wurde in den Jahren 1938-40 als Wohnhaus umgebaut und wurde nach dem Krieg an die Stadt veräußert. 1819 wurde die bis ins Jahr 1938 benutzte Synagoge eingeweiht. Als Gemeinderabbiner fungierte Rabbi Ja’akov Meschulem Feist s.A.. Ihm folgte im Jahre 1826 Rabbi Itzchak Aisik Skutsch s.A., der dieses Amt bis zu seinem Tode am 8. 2. 1873 innehatte. Laut eines Gemeindechronisten wurde der Friedhof im Jahre 1857 erweitert.
Ebenso ist überliefert, dass die jüdische Gemeinde streng darauf achtete, dass, den Traditionen gemäß, Friedhof und Gräber zwar in würdiger Form, aber schmucklos blieben. Deshalb musste die Jüdische Gemeinde Treuchtlingen im Jahre 1871 einen Streit mit der Familie eines Verstorbenen vor Gericht austragen, mit dem Ziel, die Errichtung eines pompösen Grabdenkmals zu verbieten. Die Gemeinde verlor den Streit. So wurden in den folgenden Jahrzehnten Mazzewot verschiedener Größen und Ausführungen aufgestellt. Anfang des 20. Jahrhunderts verfügte die Gemeinde, neben dem oben erwähnten, über eine jüdische Volksschule und verschiedene Vereine bzw. Verbände, wie z.B. den C.V. (Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens) oder Brit Hanoar der Ze’irei Misrachi (Religiös-zionistischer Jugendverband). Nach dem II. Weltkrieg – der Gute Ort war durch Schändungen und Bombentreffer verwüstet – wurde der Friedhof wieder in einen würdigen Zustand versetzt. 1990 veranlasste die Stadt Treuchtlingen nach Rücksprache mit dem Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern die Errichtung eines Mahnmals zur Erinnerung an das den Treuchtlinger Juden angetane Unrecht.

Grabstein des in Treuchtlingen ruhenden
Mohel Mordechai, Sohn des Isas’char Hirsch
von Berolzheim. In den Stein eingearbeitetes Mohelmesser und Gebetbuch mit den
eingravierten Namen der vier Gebete:

Eine einst in die Westseite dieses Hauses eingemauerte Inschrift lautet: (5)