AUFSEß/Oberfranken

Gründung: vor 1735 – Fläche: 1200 qm

Der Gute Ort liegt außerhalb von Aufseß auf einer kleinen Anhöhe und ist von Feldern umgeben. Die Einfriedung besteht, neben dem zweiflügeligen eisernen Eingangstor, aus Maschendrahtzaun, der an Betonpfosten befestigt ist. Das fast quadratische Friedhofsareal steigt vom Tor aus gesehen südlich an. Links vom Eingang stehen die Grabsteine in drei bis vier Reihen. Auf der oberen linken Seite stehen sehr alte Mazzewot, während sich auf der vom Eingang gegenüberliegenden Seite die jüngeren befinden. Juden waren in Aufseß schon in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts ansässig.

Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) haben sie jedoch Zuflucht in der Umgebung von größeren Städten gesucht. Das Jahr 1699 brachte Leid und Verfolgung über die Juden im Fürstbistum Bamberg. Über diese Verfolgungen ist in der Publikation: „Geschichte der Juden im ehem. Fürstbistum Bamberg“ von Rabbiner Dr. Eckstein aus dem Jahre 1898 zu lesen: „… so zeigt sich auch hier die von der Geschichte so häufig bestätigte Erscheinung, dass man zu allen Zeiten geneigt und bereit war, für die sozialen Schäden der Zeit in erster Reihe die Juden als Sündenbock verantwortlich und haftbar zu machen, mochten ihre Beziehungen zu denselben von noch so unschuldiger Natur sein.
Das Jahr 1699 war ein Jahr der Teuerung und Getreidenot. … Die Regierung, die im Sinne des humanen und milden Landesvaters, des Fürstbischofs von Bamberg und Kurfürsten von Mainz Lothar Franz von Schönborn, Abhilfe zu schaffen bemüht war, beging den großen Fehler, das Getreide der Hochstifte gehörenden Güter an holländische Juden außer Landes zu verkaufen.

Friedhof Aufseß

Bald sprach man davon und klagte man an jedem Herde und auf jeder Bierbank: Die Juden kaufen alles Getreide auf und veranlassen eine Hungersnot. … Von Bamberg aus verbreitete sich allmählich der in der Luft schwebende Giftstoff über das ganze Land, wo er einen günstigen Boden fand und eine Epidemie erzeugte.“ Die Juden wurden ausgeplündert und vertrieben. Nach diesen Verfolgungen siedelten sich Juden erneut in Aufseß an. Sie standen unter dem ritterschaftlichen Schutz einer protestantischen Reichsfreiherren-Familie, des Freiherrn Carl Heinrich von Aufseß, der ihnen kleine Häuser baute, eine Synagoge errichtete und Land zur Verfügung stellte, um ihre Toten zu beerdigen. 1722 – Jakob Levi in Zeckendorf und Moses Isak in Bamberg sammelten milde Beiträge für die Gemeinde – 1) kaufte die Kehilla die Synagoge an. Auch der Sohn Carl Heinrichs, Christopf Ludwig, stellte den Juden gegen eine hohe Steuer einen Schutzbrief aus. Seine Herrschaft verlangte von Juden, dass sie auch ihre religiösen und inneren Angelegenheiten seiner Gerichtsbarkeit unterstellen.

Bei schiedsrichterlichen Angelegenheiten, wurden – auch von den Aufseßer Juden – die Dienste des Bamberger Rabbiners honoriert. Hierzu äußerte sich Christoph Ludwig in einem Schreiben aus dem Jahre 1736: „… und so sie mit- oder untereinander strittig werden, bin ich als Herrschaft ihnen Rabbiner genug, dass sie also weiter Keine nöthig.“ 2) 1753 verarmt die Kehilla so weit, dass der Freiherr drohte, den Schutzbrief für die Juden aufzuheben, da er ihm keinen Nutzen mehr brachte. Zu dieser Zeit lebten in Aufseß 62 Juden. Während am Anfang des 19. Jahrhunderts die Anzahl der jüdischen Bevölkerung noch etwas anstieg, nahm die Zahl ab ca. 1840 kontinuierlich ab. Auf den Guten Ort der Kehilla brachten auch die Juden aus Hollfeld und Bayreuth ihre Verstorbenen. 1883 schlossen sich die Juden aus Hollfeld und 1902 auch aus Heiligenstadt der Kehilla an. 1900 baute man eine neue Synagoge, die ab dem Jahre 1932 nicht mehr benutzt wurde.

1/2 Dr.A.Eckstein: Geschichte der Juden im ehem. Fürstbistum Bamberg