BECHHOFEN/Mittelfranken

Gründung: Ende 16. Jahrhundert – Fläche: 16510 qm

Der auf einer Anhöhe, umgeben von einer massiven Einfriedungsmauer, nordwestlich vom Ort Bechhofen gelegene große Friedhof wurde Anfang des 18. Jahrhunderts con ca. sechzehn Gemeinden benutzt, wie z.B. Ansbach, Treuchtlingen, Herrieden, Gunzenhausen. Viele Beschriftungen auf den Grabsteinen zeugen davon, so auch zwei Steine von Rabbinern aus Gunzenhausen, mit hebräischem Text auf der Vorderseite und folgendem deutschen Text auf der Rückseite: „Hier ruht der Rabbiner Joseph Eisl bar Moschel von Gunzenhausen, gest. 29. Kislew 1704“. „Hier ruht der Gelehrte Akiba Bär Rabbiner von Gunzenhausen, Verfasser des Werkes Awodas boro pischenajim awir Jakob v. masse haschem, gest. am dritten Tag Sukoth im Jahre 1724“. Der älteste Mazzewa – von Reb Jacob ben Izchak – stammt aus dem Jahre 1603.

Auch dieser Gute Ort ist von Schändungen nicht verschont geblieben, so in den Jahren des 30jährigen Krieges (1618-1648) wie auch in den 20er und 30er Jahren unseres Jahrhunderts. 1648 entstand eine aus Holz gebaute Synagoge, auch „Scheunen-Synagoge“ genannt, da sie von außen einer Scheune glich.

Im Jahre 1749 schrieb Rabbi Eliezer Sohn des Uri Schraga die Statuten für die am Ort tätige Heilige Gesellschaft der Wohltätigkeit (Chewra Kadischa Gemilut Chassadim). In den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts betreute Israel Wohlfahrt die jüdischen Einwohner in seiner Eigenschaft als Lehrer und Kantor. Geistiger Mentor der Gemeinde war im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts der Ansbacher Rabbi. 1933 besaß die Gemeinde die bereits oben erwähnte Synagoge, eine Mikwe und den Friedhof mit Taharahäuschen. Die Auflösung der Gemeinde wurde am 11. August 1938 beschlossen.

Obwohl keine Juden mehr in Bechhofen wohnten, fiel in den frühen Morgenstunden des 9. November 1938 die Synagoge mit dem gesamten wertvollen Inventar dem Terror zum Opfer – sie brannte völlig nieder. In den frühen 50er Jahren fand der damalige Dezernent des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern, Dipl. Ing. Stefan Schwarz s. A., den Friedhof völlig verwahrlost vor. Er schrieb in seinem Bericht: „Es muß festgestellt werden, dass der jüdische Friedhof in Bechhofen – einer der ältesten – eine unmögliche Wildnis darstellt. Die älteren Grabsteine sind gänzlich überwuchert und werden fast nicht mehr gesehen; ein Wald von Sträuchern und Unkraut bedeckt den ganzen Friedhof, dass man sich wie in einem Dschungel durchschlagen muß. Im Sommer ist der Friedhof mit meterhohem Gras – das schon jahrelang nicht gemäht wurde – dicht bewachsen“. Seither veranlasst der Landesverband alles Nötige, um den würdigen Zustand des Guten Ortes zu bewahren.

Grab des Rabbi Joseph Eisl bar Moschel im Friedhof Bechhofen

Grab des Rabbi Akiba Bär im Friedhof Bechhofen