CHAM/Oberpflaz

Gründung: 1894 – Fläche: 1659 qm

Hinter der Stadtgrenze von Cham auf der Straße nach Windischbergerdorf liegt inmitten von Wiesen und Feldern der Gute Ort der einstigen jüdischen Gemeinde. Der kleine Friedhof ist mit einer massiven Steinmauer eingefriedet. Rechts neben dem Eingang – einem schmiedeeisernen Tor – befindet sich eine Abteilung mit 30 Kindergräbern. Oberhalb hiervon schließen sich ca. 60 Erwachsenengräber an. An der Innenseite der dem Eingang gegenüberliegenden Einfriedungsmauer sind drei schwarze Granitplatten für die Gemeindemitglieder Max Kirschner, Arnold Schwarz und Adolf Grünhut s.A. angebracht, die im 1. Weltkrieg gefallen sind. Der Text einer der Gedenktafeln lautet:
„Im Dienste des Vaterlandes starb in Nordfrankreich (Comines) auf dem Felde der Ehre am 16. November 1914 Max Kirschner geb. am 28. Juni 1888 ein Sohn unserer isr. Kultusgemeinde Cham. Sein Andenken lebt ruhmvoll bei uns weiter.“ Eine erste jüdische Gemeinde gab es in Cham von 1270 bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts. Ihren Lebensunterhalt verdienten sich die Juden hauptsächlich durch Handel.

Sie wohnten in der erstmals im Jahre 1353 erwähnten Judengasse, wo auch die Synagoge war. Die Gemeinde litt sehr unter den Judenvertreibungen der Jahre 1338 und 1410. Anfang des 16. Jahrhunderts wurden die Juden erneut vertrieben und die Gemeinde löste sich auf. Eingemauert im Rathaus der Stadt befindet sich der Grabstein von Miriam, der Tochter des Raw Efraim, der im Jahre 1519 von vertriebenen Regensburger Juden aus dem dortigen zerstörten Friedhof nach Cham gebracht wurde. Erst in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts etablierte sich in Cham erneut eine jüdische Gemeinde. Seit 1881 amtierte fünfzig Jahre lang als Kantor und Mohel Moritz Stern. Da die Kehilla keinen eigenen Rabbiner hatte, wurde sie von Rabbinen der Gemeinden Floß, Sulzbürg (ab 1896) und Neumarkt (ab 1923) betreut. 1933 unterstand die Gemeinde dem Bezirksrabbinat Regensburg-Neumarkt. Sie besaß neben dem Friedhof auch eine – in einem gemieteten Haus befindliche – Synagoge.

Desweiteren bestand eine 1897 gegründete Chewra Kaddischa für Frauen, eine Zweigstelle des Jüdischen Nationalfonds Keren Kajemet le Jisrael und ab 1933 eine Filiale des jüdischen Hilfsvereins „ESRA“. Für die im Schuljahr 1932/33 zu unterrichtenden neun jüdischen Kinder wurde ein Lehrer beschäftigt, der zugleich als Kantor fungierte. Der Kehilla waren Juden aus den Orten Furth im Wald, Kötzting, Neunburg vorm Wald, Roding, Waldmünchen und Viechtach angeschlossen.