GEROLZHOFEN/Unterfranken

Gründung: 1639 – Fläche: 12.035 qm

Am östlichen Stadtrand von Gerolzhofen ist der etwas abseits am Hang gelegene Gute Ort. Die Einfriedung ist eine stabile Natursteinmauer, die an der Nordseite an das zweiflügelige, zwischen zwei großen Steinpfeilern angebrachte eiserne Gittertor grenzt. Gleich dahinter befindet sich ein zweistöckiges Taharahaus, dessen Eingangstür noch zusätzlich mit einer schmiedeeisernen Gittertür gesichert ist.

Auf dem oberen Rundbogen des Eingangs steht in den Stein gemeißelt: Erbaut 1832 – Renov. 1924. Der Beth Olam war ein Bezirksfriedhof, d.h. auch Verstorbene von den Nachbargemeinden Gerolzhofens, wie Altenschönbach, Lülsfeld, Gochsheim, Prichsenstadt und Zeilitzheim wurden hier bestattet. Dies bedeutete, dass der Gute Ort immer wieder erweitert werden musste. Aus einer Urkunde ergibt sich, dass am 18. Mai 1699 Johann Georg Stöcklein aus Gerolzhofen eine Baumwiese an Abraham und Eyssig, Schutzjuden aus Gerolzhofen, für vier Gulden und 3 Batzen (Anm.: Geldmünzen) verkauft hat. Das für ca. acht Gräber geeignete Stück sollte der vorhandenen Gräberstätte zugeschlagen werden. Juden waren schon sehr viel früher in Gerolzhofen.
Unter den Opfern des Rindfleisch-Pogroms von 1298 waren auch hiesige Juden. Von diesem Zeitpunkt bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts gibt es jedoch keine weiteren Angaben. Im Jahre 1560 wandte sich der Jude Avraham aus Gerolzhofen mit der Bitte an Melchior, Herzog von Würzburg, Rechte zu erhalten, die die Juden anderswo auch erhielten. Erst ab der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts ist bekannt, dass sich eine jüdische Gemeinde etablierte. 1639 wurde der Gute Ort angelegt. In der ab 1715 existierenden Chewra Kaddischa waren auch Mitglieder der umliegenen Gemeinden. Eine Chewra Kaddischa für Frauen war im Jahre 1888 gegründet worden. 1874 baute man eine neue Synagoge. Anfang des 20. Jahrhunderts unterstand die Kehilla dem Rabbinat Schweinfurt.

Neben dem Friedhof und der Synagoge hatte die Gemeinde noch eine Mikwe und ein Wohnhaus, in dem auch Klassenräume für die Religionsschule untergebracht waren. Als Lehrer, Kantor und Schojchet fungierte seit 1908 Heinrich Reiter. Eine Filiale der zionistischen Organisation war in Gerolzhofen aktiv. Der Gute Ort wurde bereits im Jahre 1927 geschändet, im Jahre 1936 und 1938 kam es ebenfalls zu Schändungen. Trotz des großen unmenschlichen Drucks, den die Juden zu dieser Zeit bereits erleiden mussten, versuchten die Kehilla Mitglieder das religiöse und gesellschaftliche Leben aufrecht zu erhalten. Zuletzt wurde der Gute Ort 1999 geschändet.

Grabmal des Cohen Mosche Michael Pfeifer sel. A. auf dem Friedhof Gerolzhofen.