HAINSFARTH/Schwaben

Gründung: 1850 – Fläche: 3310 qm

Einige wenige Kilometer östlich von Oettingen liegt der Friedhof der ehemaligen israelitischen Kulturgemeinde Hainsfarth. Umgeben von Wiesen ist der Gute Ort mit einer massiven Steinmauer eingefriedet. Hinter dem Friedhofswärterhaus – ehemaliges Taharahaus – befindet sich das Gräberfeld mit 272 zum Teil kunstvollen Grabsteinen.

Juden sind in Hainsfarth schon im 13. und 14. Jahrhundert erwähnt. Zu dieser Zeit beerdigten sie ihre Verstorbenen auf dem Guten Ort in Nördlingen. 1723 wurde eine Synagoge gebaut, die 1810 renoviert wurde. Die Gemeinde unterstand 1743 dem Landesrabbinat Oettingen-Spielberg. Einen eigenen Rabbiner hatte die Kehille Anfang des 19. Jahrhunderts bis 1882, danach stand die Kehille unter der Obhut des Rabbiners von Wallerstein.

Der Gute Ort in Hainsfarth

Neben der Synagoge und dem im Jahre 1850 angelegten Friedhof besaß die Gemeinde seit 1837 eine Schule (mit 81 Schülern im Jahr 1857), eine Mikwe und ein Gemeindehaus. 1859 wurde eine neue Synagoge gebaut. Laut einer Zählung von 1864 gab es in Hainsfarth unter 1366 Einwohnern 532 Juden. Damit war der Kulminationspunkt erreicht. Aus dieser jüdischen Gemeinde stammen bekannte Personen, der am 11. Juni 1815 geborene Michael Riess (gestorben 1878 in Wallerstein). Es wanderte als Achtzehnjähriger nach Amerika aus.

Nach etlichen geschäftlichen Rückschlägen stellte sich der Erfolg ein, und er wurde ein reicher Mann. Bevor er 1878 zu seiner Europareise aufbrach, schrieb er ein Testament, in dem die Bibliothek der Staatsuniversität von Kalifornien mit 50.000 Dollar bedacht war. Eine Summe von 200.000 Dollar sollte wohltätigen Zwecken zugeführt werden. Seine Schwester Henietta Rosenfeld und sein Neffe Jacob bedachten damit ein Krankenhaus in Chicago, das noch heute „Michael Reese Hospital“ heißt. Seine Heimatgemeinde Hainsfarth stiftete er ein Armenhaus.1) Oder Salomon Gift, der 1846 nach München ging und dort als Textilkaufmann tätig war. Eine seiner Töchter, die 1898 zur Welt kam, hatte als Schauspielerin ihren Namen geändert: Therese Giehse.2) Desweiteren stammt aus Hainsfarth die Familie Aufhäuser.

Siegfried A. ein bedeutender Gewerkschaftsführer und Sozialpolitiker, Heinrich A. der Gründer des heute noch bestehenden Münchner Bankhauses Aufhäuser.3) Während der Pogromnacht 1938 wurde die Synagoge stark beschädigt und dann unter anderem als Kohlenlager profaniert. Die letzte Lewaja war 1939. 1979 begannen die Planungen für die Renovierung der Synagoge, die in diesem Jahr beendet wurde. Die Arbeiten umfassten unter anderem die Restaurierung von Wandmalereien im maurischen Stil.4)

1+2) Dr. V.v. Volckamer Kalender d. Fürstl. Brauhs. Wallerstein
3) G. Römer, Der Leidensweg der Juden in Schwaben
4) Bayernkurier v. 18. 5. 96