KLEINHEUBACH/Unterfranken

Gründung: 1730 – Fläche: 2860 qm

Zwei bis drei Kilometer nördlich des Ortes Kleinheubach (Landkreis Miltenberg) liegt in einem Wald der Gute Ort der ehemaligen jüdischen Gemeinde. Ein schmaler Pfad führt zum Eingang, einem kleinen Türchen aus dünnen Eisenstäben. Von der oberen Einfriedungsmauer – an der Waldstraße – sind zwei Friedhofsfelder zu erkennen. Umgeben von einer steinernen Einfriedung liegt der ältere Teil auf der linken und der jüngere Teil auf der rechten Seite. Die Mehrzahl der Mazzewot sind aus dem in dieser Gegend hauptsächlich vorkommenden roten Mainsandstein.

Doch schon lange bevor der Beth Olam angelegt wurde, waren Juden in Kleinheubach ansässig. So ist in der Aufzeichnung „Geschichte der Jüdischen Gemeinde zu Kleinheubach a.Main“ von G. Wagner folgendes zu lesen: „…. Dort findet sich Beilage 1, Seite 83 „Sisle’s Name unter einem Protokoll vom 25. Schebat 5086 (Anm. d. Verf.: Jahr 1325) … der „Mitglieder des Synagogen- und Leichenplatz-Vereins Miltenberg“ eingetragen.

Der Gute Ort in Kleinheubach

Mit ihm zusammen noch vier Juden und zwei Witwen aus Miltenberg, drei und eine Witwe aus Eichenbühl, je vier aus Laudenbach und Großheubach. Die ausdrückliche Kennzeichnung der Viere als „von Großheubach“ im Gegensatz zu „Sisle von Heubach“ zwingt also dazu, in „Sisle“ den ältest bekannten Juden von Kleinheubach zu sehen…“ Während der Zeit des „Schwarzen Todes“ (Pest) wurde die jüdische Familie Awraham ben Schmuel Opfer der damaligen Verleumdungen, dass die Juden das Wasser vergiftet hätten.

Bei Unruhen des Jahres 1349, während eines Besuches in Nürnberg, wurde die Familie dort erschlagen. Bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts liegen über Juden in Kleinheubach keine Angaben vor. Erst von diesem Zeitpunkt ab kann man von einer organisierten jüdischen Gemeinde ausgehen.1) Mit fürstlichem Dekret vom 2. September 1726 erfolgte der Zusammenschluss der jüdischen Gemeinden Heubach und Laudenbach (dieser Gemeindeverband hielt von 1726-1788), danach folgte am 7. Juni 1730 die „Leichenplatz“-Gemeinschaft.2) Der Beth Olam wurde auch von den Gemeinden Laudenbach, Esbach (Hessen) und Miltenberg in Anspruch genommen. Bis zum Jahre 1730 wurden die Verstorbenen von Kleinheubach in Michelstadt beerdigt. Im 19. Jahrhundert arbeitete ein Lehrer für die Gemeinde. Eine Schule wurde jedoch erst 1911 gebaut (geschlossen 1922).

Mitte des 19. Jahrhunderts setzte eine große Emigration der Kleinheubacher Juden ein. Allein in den Jahren 1844-1854 wanderten vierzig Juden nach Amerika aus. Anfang des 20. Jahrhunderts besaß die Kehille neben dem Beth Olam eine Synagoge, die bereits erwähnte Schule mit einer Wohnung für den Lehrer und eine Mikwe. Heute sind neben dem Guten Ort auch die Mikwe (1991/2 renoviert) und das Synagogengebäude erhalten. Das Gebäude ist in Privatbesitz und wird als Abstellraum genutzt. Eine Hinweistafel mit siebenarmigem Leuchter und dem Text: „Hier stand die Synagoge der Jüdischen Gemeinde KLEINHEUBACH“ erinnert an die einstige Funktion.

1) (……) Museum of the Jewish Diaspora
2) G. Wagner: Geschichte der Jüdischen Gemeinde Kleinheubach