KRUMBACH/Schwaben

Gründung: 1628 – Fläche: 3320 qm

Der Gute Ort von Krumbach liegt östlich der Stadtgrenze zwischen Krumbach und Krumbad. An seiner Südwestecke grenzt der Friedhof an ein kleines Wäldchen, sonst ist er von Wiesenflächen umgeben. Eingefriedet ist das Areal mit einer stabilen, ca. zwei Meter hohen Mauer mit vielen Stützpfeilern. Der Eingang auf der Ostseite ist ein zweiflügeliges schmiedeeisernes Tor zwischen Steinpfeilern. Ein integraler Bestandteil der Einfriedung ist das Taharahaus an der vom Eingang aus äußersten rechten Ecke. Der Zugang zu den insgesamt vier Innenräumen führt über Steintreppen. Vom Haus aus gibt es eine weitere Tür die auf das Gelände des Beth Olam führt. Das Innere des Friedhofs ist ein etwas hügeliges Wiesengelände mit relativ viel Baumbestand. Die ca. 300 Grabmale stehen in dichten Reihen hauptsächlich im nordwestlichen Teil. Die Grabmale aus dem 17. und 18. Jahrhundert, auf dem südlich gelegenen älteren Teil des Friedhofs, waren größtenteils aus Holz, da Steine von weit her geholt werden mussten und so für die meisten Familien zu teuer waren.

Taharahaus/Friedhof Krumbach

Das Holz hat zum Teil die Zeit nicht überstanden, doch die meisten dieser hölzernen Grabmale dürften während des Napoleonfeldzuges im Jahre 1800 vernichtet worden sein, da dieses Holz für die lagernden Truppen als Feuermaterial diente.1) Doch bereits im 16. Jahrhundert sind Juden in Hürben (heute ein Ortsteil von Krumbach) erwähnt. Sie kamen als Flüchtlinge aus Donauwörth und Neuburg a. d. Kammel. Trotz stetig steigender Zahl der jüdischen Bewohner in Hürben lag zu dieser Zeit das Zentrum jüdischen Lebens der Gegend in Thannhausen. Im Urbau (= Güter- und Abgabenverzeichnis) von 1610 waren 21 jüdische Familien dort seßhaft, die seit 1567 ihren eigenen Guten Ort hatten.2) Die Hürbener Juden mussten ihre Verstorbenen auf einem beschwerlichen 30 km langen Weg nach Burgau bringen. Immer wieder beantragte die Gemeinde einen eigenen Friedhof, doch der markgräfliche Vogt fürchtete um seine guten Einnahmen und lehnte ab. Erst nachdem die Bewohner Angst vor Pest und anderen Seuchen hatten, erhielt die Hürbener Gemeinde am 6. November 1628 die Erlaubnis zur Anlegung eines eigenen Friedhofs. Der Erzherzog wies den Vogt in Krumbach an, den Juden gegen Erstattung der Gebühren und Bezahlung an das Rentmeisteramt einen Platz „auszupfahlen“.3) 1674 baute man sich eine Synagoge mit einem daneben liegenden Gebäude für die Rabbiner- bzw. Chasanwohnung. Während des 18. Jahrhunderts wuchs die Gemeinde stetig (1717 wurden die Juden aus Thannhausen vertrieben; sie siedelten sich z.T. in Ichenhausen und Hürben an) und erreichte Anfang des 19. Jahrhunderts ihren Zenit. Mit mehr als fünfhundert Seelen war es zu dieser Zeit eine der größten Gemeinden in Bayern mit einem eigenen Friedhof, einer 1819 neu erbauten (1908 renoviert) Synagoge (auffallend: eine große Uhr an der Ostfassade), einer 1833 errichteten Mikwe und einer jüdischen Grundschule. Neben einer Chewra Kaddischa für Männer (gegründet 1751) und Frauen (gegründet 1836) waren ein Brautausstattungsverein (ab 1825), ein Verein (von 1842), der Brennholz an Arme verteilte, und ein Verein zur Förderung des Handwerks unter der Jugend sowie eine zionistische Ortsgruppe in Hürben tätig. Die Gemeinde wurde von zwei Gemeindevorsteher geführt. Gemeinerabbiner war Chaim Schwarz, Verfasser des ethischen Buches „Oroth Chalm“.

Ein berühmter Sohn der Hürbener Gemeinde war der Gelehrte Schmuel Landauer, Orientalist und bis Ende des 1. Weltkrieges Professor an der Universität in Straßburg. Nach dem Tode des Gemeinderabbiners im Jahre 1875 wurde kein neuer Rabbiner angestellt. Als Kantor wurde Isaak Lachmann gefunden, dessen Tochter, die Dichterin Hedwig Lachmann, zeitweise mit ihrem Mann, Gustav Landauer (Mitglied des Zentralrats der bayr. Räterepublik; 1919 ermordet) in Hürben lebte. 1902 kaufte dort der jüdische Verein für Ferienkolonien und Bekleidung von Schulkindern mit Sitz in München ein größeres Haus. Jüdische Kinder aus den Städten Nürnberg, Fürth und München konnten dort ihre Ferien verbringen.4) Durch Wegzug und Auswanderung wurde die Gemeinde in der Folgezeit immer kleiner. Daher entschloss sich Hürben, sich mit der kleinen Nachbargemeinde Krumbach zu verschmelzen. Davon war natürlich auch die jüdische Grundschule betroffen. Seit 1897 war Isidor Kahn Lehrer und zugleich Geschichtsschreiber der Gemeinde. Ein Jahr nachdem er 1924 in den Ruhestand ging musste die Schule wegen Schülermangels, geschlossen werden. Den Religionsunterricht erteilt I. Kahn noch bis er 1930 verstarb. Willi Goldberg aus Bechhofen lehrte die letzten verbliebenen Kindern Religion, bis auch er von den Nazis deportiert wurde. Die letzte Lewajia auf dem Guten Ort war am 26. Dezember 1940 die von Ludwig Klopfer sel.A.5)

1-5) Auer: Krumbacher Heimatblätter 1988

Mazzewa von Karolina Dick sel.A., gest. 18.1.1889.