REISTENHAUSEN/Unterfranken

Gründung: 16. Jahrhundert – Fläche: 5170 qm

Der Gute Ort, ca. 1 km vom Ort Reistenhausen entfernt, auf einer Waldanhöhe gelegen, ist über einen Wiesenweg erreichbar. Die Einfriedung besteht zum Teil aus einer Steinmauer und zum Teil aus Maschendraht. Hinter dem kleinen, an der oberen Nordseite gelegenen zweiflügeligen Eingangstor aus Eisenstäben führen neun Stufen zum westlich gelegenen jüngeren Gräberfeld. Auf dem ziemlich steil abfallenden Gelände sind die Gräber in Reihen angelegt. Auf dem östlichen Teil, dem älteren Gräberfeld, stehen zwischen vielen Bäumen die zum Teil schon sehr verwitterten Mazzewot. Die Inschriften auf diesen Steinen sind nur in Hebräisch. Hergestellt wurden diese vielfach sehr schön verzierten Grabsteine aus dem in dieser Gegend hauptsächlich vorkommenden roten Main-Sandstein. Eigentümer des Friedhofs waren laut einem Grundbucheintrag aus dem Jahre 1900 zu je ein siebtel Anteil die jüdischen Gemeinden Fechenbach, Röllbach, Eschau, Sommerau, Klingenberg, Wörth und Freudenberg. Wann genau der Friedhof angelegt wurde, ist nicht bekannt.

Man kann jedoch annehmen, dass der Gute Ort zur Zeit der Gewährung des Judenschutzes durch die Grundherren zu Fechenbach (gegen ein gutes Schutzgeld selbstverständlich), also im 16. Jahrhundert, angelegt wurde.1) Neben diesen Gemeinden haben aber auch noch andere jüdische Gemeinden ihre Verstorbenen dort beerdigt. Juden in Reistenhausen sind seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erwähnt. Bereits 1732 sandten sie einen Repräsentanten zur Organisation „Söhne des Landes“ der Bischöfe von Mainz. Doch bestand die jüdische Gemeinde in Reistenhausen nur bis zum Jahre 1826. Der Gute Ort, bei der Bevölkerung auch als „Juddekaiphes“2) bekannt (Kommt aus dem Jiddischen:kèjwer = Grab) wurde hauptsächlich von der jüdischen Gemeinde Fechenbach verwaltet.

Gedenkstein auf dem Guten Ort in Reistenhausen

Anfang des 20. Jahrhunderts war auch in Fechenbach kein Minjan mehr. Die dort noch ansässigen Juden besuchten daher die Synagoge im benachbarten Miltenberg, erhielten ihre kleine Gemeinde jedoch aufrecht. Neben dem Beth Olam besaß die Kehille zu dieser Zeit eine Synagoge, eine Mikwe und ein Schulhaus. In dem letzten Eintrag des im Jahre 1832 begonnenen Synagogenbuchs ist die Amtsniederlegung des Gemeindevorsitzenden und damit verbundene Auflösung der Kehille verzeichnet. Sie lautet: „Mit dem heutigen Tage trete ich als Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde Fechenbach zurück. Fechenbach, den 18. 7. 1937 Leopold Straus.

1/2 R. Bauer: Heimatbuch Reistenhausen