SCHWEINFURT/Unterfranken

Gründung: 1874 – Fläche: 1518 qm

Der Friedhof der einstigen Israelitischen Kultusgemeinde Schweinfurt ist ein Grabfeld innerhalb des städtischen Friedhofs (Abteilung 10). An drei Seiten mit einer Hecke eingefriedet grenzt die vierte Seite des rechteckigen (nach oben etwas schmäler werdenden) Areals an einen Weg innerhalb des Friedhofgeländes. Neben den am oberen Rand des Guten Ortes befindlichen 16 Kindergräbern und drei Soldatengräbern aus dem 1. Weltkrieg zählt man 196 Erwachsenengräber. Auffallend auf diesem Friedhof sind viele und große Mazzewot von „Familiengräbern.“ Auch die „Kopf an Kopf“-Anlegung von Grabreihen ist sehr ungewöhnlich.

Die letzte Bestattung (Urne) war im Juni 1990 von Edith Holzapfelthe sel. A. Eine jüdische Gemeinde wird schon 1243 erwähnt. Kaiser Heinrich VII. verpfändete die Stadt an Fürst Berthold. Das Pfand mussten die Juden aufbringen. Wie so viele andere Gemeinden leidete auch die Schweinfurter an den Rindfleisch-Verfolgungen des Jahres 1298, ebenso an der Pest des Jahres 1349. 1368 erlaubte Kaiser Karl IV. den Juden den Aufenthalt in der Stadt, was mit hohen Steuern verbunden war.

1390 stornierte König Wenzel alle Schulden an Juden. Unter der Obhut von König Sigismund genossen die Juden Schweinfurts einige Rechte. So konnten sie sich Anfang des 15. Jahrhunderts frei bewegen und die Gerichtsbarkeit unter ihnen hatte ein dafür bestimmter „Judenrat“. Eine Synagoge und ein Beth Olam sind im 15. Jahrhundert erwähnt. Ein Anfang des 20. Jahrhunderts gefundener Grabstein datierte aus dem Jahre 1432. 1537 verbot Kaiser Ferdinand I. Juden ohne besondere Erlaubnis den Aufenthalt in der Stadt. 1544 wurde die Synagoge durch den Stadtrat geschlossen und die Bemühungen des Vertreters der jüdischen Interessen, Joselmann Rosheim, half, dies zu ändern. 1553 waren 56 Juden (Stand 1542) in der Stadt, doch schon zwei Jahre später wurden sie erneut vertrieben. Es dauerte bis Anfang des 19. Jahrhunderts, bis sich wieder Juden in der Stadt ansiedelten durften.

1864 gründete sich eine neue jüdische Gemeinde und später war Schweinfurt Sitz des Bezirks-Rabbinats. Ihre Verstorbenen bestattete die Kehille auf dem Guten Ort in Euerbach oder Schwanfeld, bis im Jahre 1874 ein eigener Friedhof angelegt wurde. Am 18. 11. 1874 wurde mit der Lewajia des Kindes Max Salomon sel.A. der Beth Olam eingeweiht. Ab dem Jahre 1874 betete man in einer neuen Synagoge. Anfänglich war die Liturgie, geprägt von Distriktsrabbiner Maier Lebrecht (1840-1890) reformistisch, doch während der Amtszeit von Rabbiner Schlomo Stein sel.A., 1890-1934, fand man zur traditionellen Liturgie zurück. Rabbi Stein war zugleich Vorsitzender des Bundes gesetzestreuer israelitischer Gemeinden Bayerns. Der Sitz dieser Vereinigung war zu dieser Zeit Schweinfurt und deshalb fanden dort auch die Landestagungen statt. Die Gemeinde verfügte über viele soziale und wohltätige Einrichtungen, wie Chewra Kaddischa, C.V. (Central-Verein deutscher Staatsbü rger jüdischen Glaubens), Jüdischer Jugendverein, Verein für jüdische Geschichte und Literatur, um nur einige zu nennen. 1934 nahm Rabbiner Dr. Max Köhler seine Arbeit auf, bis er 1939 nach England auswanderte. Die Gemeinde löste sich 1942 auf.

Die Stadt errichtete eine Bronzetafel am jüdischen Friedhof, versehen mit einem Magen David, dem Stadtwappen und dem Text: